Verhaltensweisen im Biotopaquarium

.. das umfangreiches Thema "Biotopaquaristik"!

Das Thema Biotopaquaristik erhält immer mehr Einzug ins Hobby und Viele fangen an sich mit den natürlichen Lebensräumen unserer Pfleglinge zu beschäftigen. Doch was hat es mit Biotopaquaristik eigentlich auf sich ? 

Bei der Biotopaquaristik geht es um die möglichst naturnahe Gestaltung eines Aquariums, unter Berücksichtigung aller naturgegebenen Umstände und Einflüsse. Optimale Haltungsbedingungen für Tier und Pflanze stehen hierbei im Vordergrund, um einen Ausschnitt der Natur in den eigenen vier Wänden zu erschaffen. Hierbei werden Tiere und Pflanzen zusammen gehalten, welche sich auch in der Natur ein Habitat teilen. Einrichtungsgegenstände und Wasserwerte sollten hierbei natürlich auch im höchsten Maße dem Vorbild Natur entsprechen. Mit Hilfe der Biotopaquaristik soll ein Bezug zur Natur geschaffen werden, welcher zum einen naturnahe artgerechte Haltungsbedingungen, aber auch ein Bewusstsein für unsere immer stärker bedrohte Natur schaffen soll.

Soweit zur Biotopaquaristik an sich, wenn man allerdings über den Tellerrand hinaus schaut, stellt sich zwangsläufig die Frage: Ergibt sich für die Tiere auch ein Unterschied ?

Natürlich ist das mit einbeziehen von Grundbedürfnissen wie korrekten Wasserwerten ein entscheidener Punkt, doch bei genauerer Betrachtung ergeben sich mitunter Verhaltensunterschiede in Biotopaquarien die dem Halter sonst verborgen geblieben wären. Auf einige dieser Verhaltensunterschiede möchte ich in den folgenden Zeilen etwas genauer eingehen.

Als erstes möchte ich auf ein Rio Xingu Biotopaquarium eingehen, in welchem die felsigen Stromschnellen des Rio Xingu nahe Altamira nachgebildet werden sollen

Dieses Biotop ist durch Felsformationen, Strömung und sauerstoffreiches, warmes Wasser geprägt. Wasserpflanzen sucht man hier vergebens.

In diesem 180x40x40cm grossem Becken Leben Pseudancistrus asurini, Hypancistrus spec L66 und Synaptolaemus latofasciatus. Spezies die sich in der Natur ebenfalls einen Lebensraum teilen. Das Becken wurde, um allen Tieren gerecht zu werden, zusätzlich mit handelsüblichen Tonröhren ausgestattet, wie man sie in jedem gutsortierten Zoofachhandel findet. Die Röhren wurden in verschieden Lagen, Höhen und Grössen angeboten. Gerade Hypancistrus sind im üblichen sehr empfänglich für diese Art Unterschlupf.

Zu meiner Überraschung musste ich jedoch feststellen das die Höhlen auch nach mehreren Wochen alle unbewohnt waren. Also machte ich mich mit Taschenlampen bewaffnet auf die Suche nach den Hypancistrus. Ich wurde schnell fündig in den engen Spalten, die sich zwischen den grossen Steinen ergeben hatten.   

In diesen Bereichen, wo sich auch völlig verschiedene Strömungsgeschwindigkeiten ergeben, hatten sich die Tiere ihre festen Plätze gesucht, welche auch gegen Konkurenten energisch verteidigt wurden. Ich versetze die Tonhöhlen in die Nähe bevorzugter Unterschlüpfe um herauszufinden ob es vielleicht nur am Standort lag das die Tiere die Röhren ignorierten. Jedoch änderte sich auch hierdurch die Situation nicht.

Wenn man sich Aufnahmen aus dem Xingu ansieht in denen diverse Welsarten gefangen bzw gefilmt werden, stellt man schnell fest das dieses Verhalten genau dem der Natur entspricht. Die Tiere leben auch hier in grossen Felsspalten die sich zwischen dem Gestein auftun. Für mich persönlich ein schönes Beispiel um zu sehen das wenn man den Tieren die Möglichkeit bietet ein natürliches Verhalten zu zeigen, sie diese dankend annehmen und sich einem so völlig neue Verhaltensmuster zeigen die man zuvor nie beobachten konnte.

In einem weiteren Beispiel möchte ich auf ein kleines 60x30x30 Becken eingehen in dem ein Uferabschnitt des Rio Ampayicu in Peru simuliert werden soll. Im Becken befinden sich Nannostomus marginatus, Corydoras atropersonatus und Apistogramma bitaeniata „Rio Ampayicu“.

Den Zwergbuntbarschen wurden ebenfalls Brutmöglichkeiten in Form von diversen Höhlen angeboten. Auch hier stellte ich überrascht fest, das alle Unterschlüpfe und Höhlen ignoriert wurden und sich das Pärchen unter zwei günstig gefallene Blätter Laubdickhicht zurück zogen und dort die Eiablage vollzogen. Ebenfalls ein Laichablauf den man in der Natur oft beobachten kann und in der Tiere die natürlichen „gewohnten“ Möglichkeiten denn künstlich geschaffenen vorgezogen haben.

Diese Beispiele lassen sich unzählig fortführen und zwar nicht nur was die Fortpflanzung betrifft sondern auch bei alltäglichen Verhaltensweisen. So werden klassische Schwarzwasserbiotopbecken des Rio Negro mit Paracheiroden axelrodi  nicht nur wegen ihrer Optik, sondern auch wegen des Verhaltens des Altbekannten Neons bewundert. Diese Tiere zeigen in derartigen Becken ein wesentlich ruhigeres, ausgeprägteres Schwarmverhalten und auch ihre optische Erscheinung kommt erst hier richtig zur Geltung.

Falls Ihr euch vielleicht mal wieder einer schon bekannten oder gepflegten Art widmen möchten, oder ein kleines Stück ursprüngliche Natur ins Wohnzimmer holen möchtet, versuchet es doch einmal mit einem Biotopaquarium. Vielleicht entdeckt Ihr ja ein paar ganz neue Seiten !